

"Eine der schrecklichsten Attacken" auf Kiew: 14 Tote und Dutzende Verletzte
Russland hat in der Nacht die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Drohnen-Angriffen überzogen: Dabei gab es nach Regierungsangaben mindestens 14 Tote, darunter einen US-Bürger, sowie Dutzende Verletzte. Auf diplomatischer Ebene gab es einen Rückschlag für die Ukraine: Das geplante Treffen von Staatschef Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Donald Trump am Rande des G7-Gipfels in Kanada platzte, da Trump vorzeitig abreiste. Zugleich äußerte sich Trump skeptisch hinsichtlich neuer Sanktionen gegen Russland.
Nach Angaben des Innenministeriums wurden in Kiew insgesamt 27 Ziele in verschiedenen Bezirken getroffen, darunter Wohngebäude, Bildungseinrichtungen und wichtige Infrastruktur. 14 Menschen seien getötet worden. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, von den insgesamt 114 Verletzten seien 68 ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Zuvor hatte Klitschko mitgeteilt, in einem Gebäude im Stadtbezirk Solomyanskyj sei durch den Beschuss ein 62-jähriger US-Bürger gestorben. Die russischen Drohnen hätten die Hauptstadt "aus drei Richtungen" angegriffen. In mehreren Vierteln von Kiew seien Feuer ausgebrochen.
"Das war nach meiner Erinnerung wahrscheinlich die höllischste Nacht in unserem Viertel", sagte die 20-jährige Studentin Alina Schtompel der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben des ukrainischen Energieunternehmens DTEK wurden mehr als tausend Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten.
Präsident Selenskyj erklärte, der gesamte Abschnitt eines Häuserblocks sei zerstört worden. Helfer seien im Einsatz, um Menschen zu retten, die unter den Trümmern verschüttet seien. Es sei noch unklar, wie viele Menschen unter den Trümmern eingeschlossen seien, fügte er hinzu.
Mit "mehr als 440 Drohnen und 32 Raketen" sei es "eine der schrecklichsten Attacken" auf die ukrainische Hauptstadt gewesen, erklärte der ukrainische Staatschef. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle, "dass der Krieg weiter geht", Russland betreibe mit seinen Angriffen "puren Terrorismus".
Das Verteidigungsministerium in Moskau versicherte hingegen, die russische Armee habe in der Nacht Militär- und Industriestandorte in den Regionen Kiew und Saporischschja beschossen. Außerdem habe sie zwischen Montagabend und Dienstagmorgen 198 ukrainische Drohnen "abgefangen und zerstört".
Laut Selenskyj wurden in der Ukraine auch andere Regionen angegriffen. Die örtlichen Behörden meldeten jeweils einen Toten aus der südukrainischen Hafenstadt Odessa, der südlichen Region und der nördlichen Region Sumy.
Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, warf der "zivilisierten Welt" vor, nicht angemessen auf Russlands "Krieg gegen Zivilisten" zu reagieren. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha warf Putin vor, er habe die Angriffe "bewusst mitten während des G7-Gipfels" befohlen, um die dort versammelten führenden Industrienationen "schwach" aussehen zu lassen.
Die Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine sind bislang gescheitert. Bei den jüngsten Gesprächen mit einer ukrainischen Delegation in Istanbul hatte Moskau entsprechende Forderungen zurückgewiesen und die Ukraine stattdessen aufgefordert, große Landesteile an Russland abzutreten und ihre Pläne für einen Nato-Beitritt zu begraben.
Selenskyj hatte am Dienstag am Rande des G7-Gipfels im kanadischen Kananaskis mit Trump über den Ukraine-Krieg und den Kauf militärischer Ausrüstung aus den USA sprechen wollen. Der US-Präsident verließ das Treffen am Montag jedoch vorzeitig - nach Angaben des Weißen Hauses wegen des massiven militärischen Konflikts zwischen Israel und dem Iran.
Zur Forderung nach schärferen Sanktionen gegen Russland hatte er zuvor gesagt: "Sanktionen kosten uns viel Geld." Der US-Präsident will in dieser Frage lieber die Europäer "vorangehen" lassen.
Das Auswärtige Amt in Berlin legte nahe, dass Russland den eskalierenden Konflikt in Nahost für seine Zwecke ausnutze. "Während die Welt auf Nahost schaut, bombardiert Putin weiter die Ukraine", erklärte es am Dienstag im Onlinedienst X. Putin betreibe "Diplomatie als bloße Kulisse", er wolle "keine Lösung, sondern die Kapitulation der Ukraine". "Wir werden den Druck auf ihn weiter erhöhen", kündigte das Auswärtige Amt an.
L.Konstantinou--AN-GR